Australien: Cape York
Zweiter Reisebericht 04. Aug. 2007 bis 15. Aug. 2007
Kai hat irgendwann in einer Zeitschrift ein Bild vom Cape York, der nördlichsten Spitze Australiens,
gesehen ---- und
will hin.
Die Peninsula (Halbinsel) Cape York ist nur dünn besiedelt, die Straßen sind überwiegend nicht geteert.
Wir starten unseren Ausflug in Australiens Norden am 3. August 2007 von Cairns aus zunächst in den Daintree National Park.
Vorher hat Kai noch in einer Werkstatt (Danke!) unseren extra für diese Piste und die Tanami-Road mitgebrachten
grobstolligen Hinterradreifen aufgezogen.
Die Küstenstraße führt ab Cairns endlich mal direkt am Stand entlang - schöne Aussichten auf Strände,
schöne kurvige Straße – eine Rarität bisher.
Ausflug in den Mossmann Gorge mit schäumendem River an großen runden Basaltsteinen und 2,5 km Wanderweg durch
Regenwald mit riesen Wurzeln, Palmen und Lianen – wunderschön – über schwingende Hängebrücke – Kai überquert den
tosenden Abgrund todesmutig ohne eine Miene zu verziehen!
Daintree Village
In Daintree Village starten wir abends um 16:30 Start zu einer einstündiger Croc-Cruising Tour über
den Fluss (20 Dollar pro Person). Wir wollen doch endlich mal die großen Salzwasserkrokodile live sehen und
hoffen, dass sie uns in natura nie begegnen werden... Das Boot fasst max. 8 Personen, wir fahren bequem zu fünft.
Weißes Voll-Plastikboot, das bei Vollgas hart auf die Wellen klatscht. Da die Sonne schon untergegangen ist,
wird es schwierig Salties (=die für Menschen gefährlichen Salzwasserkrokodile) zu finden, meint unser Bootsführer.
Er findet trotzdem zwei für uns. Ein weibliches, versteckt unter Mangroven, und Herrman, den territorialen,
mit 2,5 Meter Länge in voller Pracht auf Sand am Flussufer liegend. Geduldig lässt er die Bootsannäherung und
das Geknipse über sich ergehen.
Zurück auf dem Campingplatz – wir campen „exotisch“ unter Palmen und finden das Plätzchen ganz prima - werden
wir vom Besitzer persönlich gewarnt, nicht unter Kokospalmen zu campen oder uns aufzuhalten.
In Australien würden mehr Schädel von Kokosnüssen gespalten und Menschen dadurch sterben als durch
alle giftigen Tiere zusammen. Also – Blick nach oben.
Cape Tribulation
Von Daintree Village starten wir nach Cape Tribulation, einem Teil des Daintree National Parkes,
bekannt für sehr alten tropischen Regenwald, der zudem noch direkt ans Meer grenzt. Cape Trib ist von Süden
nur über die Fähre oder von Norden nur per 4WD (4-Wheel-Drive) zu erreichen. Die meisten kommen von Süden über
die Fähre. Schöner dichter Regenwald an schmaler gewundener Straße zum Cape Trib. Hier leben die meisten Casowaries.
Laufend wird gewarnt sie nicht zu überfahren. Casowaries (Emu-ähnliche Vögel mit buntem Hals und Haube) essen
große Früchte des Regenwaldes und scheiden deren – große Kerne – unversehrt wieder aus, so dass sie unabsehbar
maßgeblich an der Entstehung und Erhaltung des Regenwaldes, wie er heute ist, beteiligt sind. Überall weisen
dementsprechend auch die Schilder immer wieder darauf hin: „Unser Regenwald hier wäre nicht so wie er ist ohne Casowaries!“
Camping mitten im Regenwald, Wanderweg durch Mangroven und anschließend geht es zur „Eis-Fabrik“, die zwar
kein veganes Eis, dafür aber gefrorene Mango für mich hat, der kleine (!) Becher zu 3 Dollar.
"Puschkin", der Flying-Fox
Besuch bei einer Rainforest Recreation Station mit BAT-Haus (Fledermäuse). Diese Station ist ein privates Projekt,
an dem viele Freiwillige mitarbeiten und dass vom QPWS unterstützt wird. Teil des Projektes ist die Regeneration
eines Stückes Regenwald. Sie drängen dort das Gras zurück und siedeln wieder Regenwaldpflanzen an. Im Empfangshaus
dürfen wir "Puschkin" besuchen, einen Flying-Fox, also grossen Flughund. Er hat leider ein Loch im Flügel
und kann nicht mehr fliegen, aber sie kümmern sich dort um verletzte Fledermäuse und Flughunde. Sie wohnen
zusammen im BAThaus und jeweils einer zeigt sich für einen Tag den Besuchern und "verdient" so sein Geld bzw. Futter.
Wir hatten noch nie vorher einen so grossen Flughund aus der Nähe gesehen. Puschkin ist bestimmt 40 bis 50
Zentimeter lang, hat grosse Augen, ist am Körper und Kopf behaart, hat ein grosses Maul, dass er prompt
öffnete, um entschieden und sehr laut zu krächzen. Seine lederartigen Flügel hielt er eng um sich geschlungen.
Er hing natürlich kopfüber, wie das Fledermäuse so tun, in einem Netz und kletterte munter darin herum.
Dabei nahm er gerne das Futter von den Besuchern.
Da sich uns Puschkin gezeigt hat, konnten wir später auf einem Campingplatz Dutzende Flughunde erkennen, wie sie zu ihren Futterplätzen flogen.3
Cape York
Am 7. August dann endgültiger Start des Trips nach Cape York mit erster Übernachtung im Palmer River Roadhouse.
Der Mulligan HWY dorthin ist bevölkert von freilaufenden Rindern, die oft neben und auf der Straße laufen und grasen und genau
so oft überfahren werden. Ein Horror-Trip für mich, denn ich habe Angst UM die und VOR einem Crash mit den Kühen und Kai will
nicht ständig deshalb mit 50 km/h über den Asphalt schleichen, zumal die Australier sich um die Kühe keinen Deut scheren und
auf allen diesen Straßen 100 bis 110 km/h erlaubt sind.
Auch auf den meisten unseald/unspecific Roads nach Cape York hoch sind 100 bis 110 Stundenkilometer erlaubt.
Irrsinn, du siehst einen breiten zerfurchten, auf und ab führenden „Feldweg“, den du selbst maximal
mit 50 fahren würdest und daneben ein Schild: „nicht mehr als 100 fahren“.... mad. Wir haben gehört,
in weiten Teilen Australiens existierten bis vor kurzem noch gar keine Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Insgesamt 8 Tage waren wir für die knapp 2000 km zum Cape hoch unterwegs. Überwiegend Erd-, Schotter- und
Wellblechpiste, auch kurze Tiefsandstrecken waren mit dabei. Erstaunlich breite Wege in der Regel, wir hatten schmale erwartet.
Das Rütteln auf dem Wellblech (corrigation) war zwar nicht gerade das Angenehmste, doch immerhin machbar.
Den Weichsand dagegen haben wir an einer Stelle nicht bewältigen können:
Bei zwei hintereinander folgenden langen und komplett über die gesamte Fahrbahnbreite ausgedehnten
Weichsandstücken geht der Ente die Puste aus. ONE Wheel Drive und 700 kg!
Das nicht-angetriebene Seitenwagenrad bremst kontinuierlich, gräbt sich immer weiter ein und zieht damit
gleichzeitig das gesamte Gespann immer weiter an den rechten Fahrbahnrand. Dann Ende. Wir stecken schräg im
Sand fest. Da hilft kein Gas geben mehr. Wir graben weitausholend und tielf – die Sonne schaltet pünktlich die
Heizung ein, davor war sie die meiste Zeit gnädig durch leichte Bewölkung verdeckt. Kai startet. Sofort zieht
das Seitenwagenrad wieder nach rechts. Wir stecken wieder fest. Na ja, usw. und so fort. Ein Fahrzeug kommt.
Wir sind erleichtert, denn so einfach kommen wir hier aus eigener Kraft nicht wieder heraus.
Das Fahrzeug verringert kaum die Geschwindigkeit, der Fahrer grinst, ruft uns was zu und ... fährt weiter.
Tja, wir schauen uns sprachlos an. Aus Afrika und von anderen Pisten kennen wir jederzeitige gegenseitige Hilfe.
Wir graben weiter. Irgendwann kommt das nächste Fahrzeug. Der Fahrer hält an, erkundigt sich, holt sein Seil
raus und zieht die Ente mal eben über 150 m aus dem Tiefsand raus. No problem, folks!
Diese Piste hoch zum „TIP“ besteht aus der Erde der entsprechenden Gegend und so fahren wir auf herrlichen,
wirklich intensiven Straßenfarben - überwiegend sand, gelb, ocker, braun, orange, rost, altrosa, rot, weinrot,
weiss und sehr hellem grau. Die Farbzusammenstellungen und Farbwechsel sind immer wieder neu. Kein Vergleich
zum Fahren auf Asphalt. ...dafür um den Preis von Schlaglöchern, Bodenwellen und ...Staub, Staub, Staub und
hochgewirbelten Steinen von entgegen kommenden Fahrzeugen.
Wir und unsere ENTE sind jetzt über und über braunrot eingestäubt und müssen erst mal baden :-)
Im Gegensatz zu den herrlichen Farben der Straße, hält sich die Herrlichkeit der Vegetation auf der Piste in Grenzen.
Erwartet hatten wir eher wieder „tropischen“ Regenwald, üppig, hoch, grün. Gesehen haben wir eher dürftige,
niedrige, verbrannte, verstaubte Pflanzen. Es ist verdammt trocken hier...
Die Benzinpreise steigen kontinuierlich mit der Entfernung zur „Zivilisation“. Kostet ein Liter unleaded Fuel
in Cairns 1,22 Dollar, erreichen wir bei der Bramwell Junction, wo sich die Strecke in den alten Telegraphentrack
und die beiden Bypässe teilt, den Rekordhöhenpreis von 1,91 Dollar. Da tut Tanken so richtig weh.
Nach drei langen Tagen auf der Piste schuckeln wir am vierten Tag das letzte Stück hoch bis zum TIP, der nördlichsten
Stelle auf Australiens Festland. Mit Straßenschildern haben sie`s hier nicht so, also erstmal „Einstieg“ suchen.
Wieder erwartet uns Corregation auf nicht-asphaltierter Straße. Zum TIP hin wird sie immer schmaler, die Vegetation
dem tropischen Regenwald immer ähnlicher und dichter.
Dann unser erstes Wasserloch. Wie lang und wie breit es ist sehen wir, doch wie tief ist es?
Schlamm ist aufgewühlt, wir sehen den Grund nicht. Und kein Fahrzeug zu hören, dass uns den „Vormacher“ geben
könnte. Ich luge unter das dichte Blätterdach rechts und links. Zum Glück auch kein Croc schlafend oder gar
auf der Lauer, man weiß ja nie.... Wir entdecken einen möglichen Pfad im Unterholz, der die Umgehung von
2/3 des Wasserloches ermöglicht. Kai riskiert es und alles klappt. Direkt danach kommt natürlich ein Fahrzeug ...
Der Weg endet auf einem Busch-Parkplatz, von dort ist ein Wanderweg ausgeschildert. Kein Heinweis zum TIP...
Wir folgen dem Pfad und erreichen eine wunderschöne Lagune am Meer mit Mangroven und Felsen.
Kai versucht das TIP am Strand entlang zu erreichen, ich über die Felsen. Steine sind zu hohen Kegeln aufgehäuft,
es weht ein höllischer Wind. Zerzauste Palmen auf Stein. Die Nordspitze wird sichtbar, davor eine Insel,
malerisch. An der Spitze ein Schild direkt am Meer.
Rückfahrt wieder über drei lange Tage Piste. Der erste Rückfahrttag ist Tiefsandtag. Und das erst am Nachmittag,
wenn es am heißesten ist und uns wahrscheinlich die meisten Wagen – ebenfalls auf ihrem Rückweg – schon überholt
haben werden, da sie natürlich schneller sind als wir. Es ist bewölkt - Freude!
Wir kommen gut durch und erkennen frühzeitig die Tiefsandstrecke, wir hatten sie uns gut gemerkt. Kai gibt Gas und
schreit gleichzeitig „raus mit Dir, raus mit Dir“. Ich habe eine Zaudersekunde, über diese Variante hatten wir
vorher allerdings nicht gesprochen.... Ich springe also aus dem Seitenwagen und kugele aus. Kai braust mit Vollgas
durch den Tiefsand. Ein nachkommender Wagen hält und fragt, ob ich ok bin. Ich nicke, bedanke mich, noch etwas benommen.
Stiefele hinter Kai her. Der hat mittlerweile den Sand bewältigt, hat den nachfolgenden Wagen, der auch bei ihm hält,
gefragt, wie´s mir geht, und kommt mir per Pedes entgegen. Erklärt mir, dass er sich kurzfristig überlegt hat, ohne mein Gewicht
im Seitenwagen mehr Chancen auf Durchkommen zu haben. Wirklich etwas kurzfristig! Aber der Erfolg gibt ihm recht...
Pause nach dieser Tiefsand-Hürde. Am Horizont nähert sich eine Staubwolke mit nur einem Licht: Ein Motorrad?
Ich fotografiere Daniels Heranfahren. Palaver auf der Straße. Daniel ist Israeli, der nach seiner Militärzeit die
Phase bis zum Studium überbrückt. Wir quatschen, verabreden uns auf der Moreton Telegraphen Station zum Camping.
Fazit unseres Ausfluges nach Cape York:
Hat sich eine Woche Rüttel-Wellblechpiste und Staubschlucken gelohnt?
Ich sage ja. Ich hab's gesehen. Die Farben waren klasse, das TIP selbst schön. Hinfahren werde ich nicht noch mal.
Zu viel Corregation, zu wenig “Regenwald”. Ein langer Weg.
Wir haben Australier gefragt. Es gilt als eines der letzten großen Abenteuer „I have done it.“.
Ist es heute aber nicht mehr wirklich. In ihren meist 4WD, klimatisierten powermotorigen, gut gefederten Kfz
ist es ein Ausflug – mit guter Essens- und Benzinversorgung, halt auf Piste. Und es zieht sich.
Unser Laptop hat den Ausflug in die "Wildnis", d.h. die Rüttelstrecke auf der Piste nach Cape York – trotz
sorgfältigster Polsterung – nicht überlebt. Zum Glück konnte es für kleine 50 Dollar repariert werden.
Leider ist seitdem die E-Taste komplett lose, braucht man ja auch so selten....
Auch Batterie, Gepäckträger, Tankhalterung sind beim Rütteln auf dem Wellblech zu Schaden gekommen – zum Glück
alles reparierbar oder nichts Essentielles. In Cairns durfte Kai in den beiden obigen Werkstätten die Schäden selbst reparieren.
DANKE !!
Wir haben wieder viele Tiere gesehen - Schlangen, zwei Oppossums, Känguruhs, ein kleines Baumkänguruh, einen Leguan,
einen Dingo, große Raubvögel und große storchenähnliche Vögel.
Herrlich !!